Weiberfastnacht in Duisburg: Endlich regieren normale Leute

Altweiber in Duisburg
Bericht Funke Medien NRW: Sinan Sat & Johannes Bansner, Foto: Joerg Schimmel


Duisburg.
Gegenwehr ist und wäre sinnlos. Seit dem Vormittag schwingen die Möhnen das Zepter in Duisburg. Und das ist auch gut so!

Die Kölsche Band Brings hat es immer schon gewusst, und auch ein paar Ruderzüge weiter den Rhein entlang, erklingt es stimmgewaltig aus den Kehlen: Wenn mir zusamme singe, dann weet dat uch joot klinge, wat sull uns schon passiere, sulange mer et Lävve fiere. Und so geschah im Festzelt auf dem Mercatorplatz, was immer geschieht an Weiberfastnacht, was unausweichlich ist – und bleiben wird: Die Möhnen regieren und der Oberbürgermeister sitzt mit halber Krawatte in der zweiten Reihe!

Ob als Hommage an den Bergbau in Steiger-Kleidung, als blaues Krümelmonster, grüner Feigling oder klassisch als Indianer, Clown und Pilot - Duisburgs Frauen (und Männer) feiern ausgelassen und sorglos sich selbst, das Leben, den Frohsinn und den Karneval.

OB Link ist hoffnungslos in der Unterzahl


Angesichts dieser Freude – und weil er hoffnungslos in der Unterzahl war – versuchte Oberbürgermeister Sören Link gar nicht erst, die Macht über das Rathaus zu behalten. Der schwarze Sheriff, als der Link die Bühne betritt, war letztlich eben doch nur Maskerade. Und so tanzen und schunkeln die Damen nun – gestärkt mit allem, was bunt und süß schmeckt, und Kopfschmerzen garantiert, an die Macht.

„Steil gehen!“ an Weiberfastnacht in Duisburg

Bevor der Kater jedoch gen Kopf kriecht, heißt es „Steil gehen!“ – so sieht es der Duisserner Jan Malsch. Er, den Dreispitz-Hut über der Stirn drapiert und in einem mittelalterlichen, gülden-glänzenden Gewand gehüllt, kommt seit Jahren ins Festzelt: „Kind und Frau sind Zuhause – jetzt wird wieder mit den Kumpels ordentlich gefeiert“, sagt Malsch. Sein Schottenrock tragender Freund wartet bereits mit einem Pils auf ihn; Slàinte mahth – zum Wohl!

Gegen Mittag ist das Feierbiwak auf dem Mercatorplatz bereits zur Hälfte gefüllt; und immer mehr Wikinger, wandelnde Bierfässer und Rotkäppchen finden den Weg in die Partyoase. Mittendrin: Vedat Arduc. „Wat soll man nach Köln oder Düsseldorf fahren? Hier geht’s doch ab!“, findet der 46-Jährige. Das Zelt sei größer, heller, geiler. „Das ist doch ‘ne richtige Attraktion in Duisburg – das braucht es öfter“, meint der amerikanische Soldat.
Als „Ich bin ene Duisburger Jung“ auf der Bühne läuft, fängt Arduc an zu schunkeln und hunderte Arme werden in die Luft gestreckt – ausgelassen tanzen die Narren mit und bejubeln sich selbst.

An die Luft zieht es zwischenzeitlich Annika Furrer. Vor dem Zelt nimmt sich die als Minnie Mouse verkleidete Frau eine kurze Auszeit von dem trunkenden Treiben drinnen:

„Meine Weiber und ich sind schon seit drei Stunden dabei. So ein bisschen frische Luft macht den Kopp klarer“, ist sie sich sicher. Die achtköpfige Damen-Truppe, mit der sie unterwegs ist, will heute richtig Gas geben: „Ende offen“, sagt Furrer und nippt an ihrem Prosecco. Die leere Flasche gesellt sich zu den zig übrigen, die bereitgestellten Mülleimer laufen langsam, aber sicher über. Derweil kommt eine Eisbärin nach draußen: „Außen cool, innen heiß“ steht auf ihrem Kostüm. Annika Furrer stürmt wieder ins hitzige Zelt, während es aus diesem „Wir gehen heute ab“ dröhnt.

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