Duisburger Hoppeditz erwacht: Lahmer Zug und 2000 Feiernde

Was für eine Überraschung: Hoppeditz Brian Oelschlegel las der Politik nach seiner Wiedererweckung am Duisburger Rathaus gehörig die Leviten.
Bericht NRZ: Bodo Malsch    Foto: Michael Dahlke


Duisburg.
Bei Sonnenschein erweckte der HDK den Hoppeditz: Die Gesellschaften schlichen über den Weihnachtsmarkt, dann feierten 2000 Narren am Rathaus mit.

Es war ein Karnevalsauftakt nach Maß. Bei strahlendem Sonnenschein weckte der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) am Samstag vor dem Rathaus den Hoppeditz. Bei dem fünfstündigen Programm kamen rund 2000 Besucher auf dem Burgplatz schnell in Fahrt. Motto der Session 2022/23: Duisburg ist echt närrisch und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz.

Weniger schwungvoll war dafür der Zug durch die City gewesen, mit dem 1000 Uniformierte den Tag begannen. Abordnungen von 21 Karnevalsgesellschaften schlichen über die Königstraße. Aber das lag nicht daran, dass die Narren müde gewesen wären. Ein Polizeiauto gab ein Tempo vor, das einem Faultier zur Ehre gereicht hätte.

Hoppeditz sparte nicht mit närrischer Kritik

„Ich kann nix dafür.“ Jürgen Köster, Zugleiter des Duisburger Rosenmontagszugs, der schon bei der Aufstellung der Kolonne einsah, dass er lieber Direktor eines Flohzirkus hätte werden sollen, zuckte lachend mit den Schultern.

Dem Hoppeditz war die Verspätung egal. Dafür lästerte der ausgeschlafene Spaßmacher über die Politik, die rot-grün-gelbe Koalition, die Spritpreisbremse und natürlich über den Dauer-Krisen-Modus von Karlchen Lauterbach. „Für diesen Mist, ganz ungelogen, lässt sich die Politik noch loben.“ Wenig Verständnis hatte er auch für die Fernseh-Ansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Die Taschen leer, die Bude kalt, hoch lebe der Zusammenhalt“, so das närrische Fazit.

Es sei eine Überraschung, wer in diesem Jahr den Hoppeditz darstellen würde, hatte der HDK im Vorfeld verlauten lassen. Da hatte Geschäftsführerin Patricia Kerst wohl ihren hintergründigen Humor spielen lassen. Denn die Riesen-Überraschung hieß Brian Oelschlegel. Und der macht das schon seit Jahren.

Oberbürgermeister Sören Link schwärmte angesichts des bunten Bildes vor dem Rathaus: „Wie kann Karneval schöner sein, als open air bei Sonnenschein.“ Reimen ist ansteckend.

Viel Musik, noch mehr Tanz und ein bunter Spendenstrumpf

Den Anfang bei dem Mammut-Programm machte traditionell die singende Karnevalsgesellschaft „Alle Mann an Bord“. Zahlreiche Tanzformationen zeigten ihr Können: Die Ruhrorter Lollypops, die Marxloher Jecken, die Narrenzünftler aus Homberg, Blau-Goldige und sonnige Blau-Rote waren zu sehen, um nur einige zu nennen. Für die musikalischen Highlights sorgten die Bands „CologneUnplugged“ und die „Dröpkes“.

Der zukünftige Stadtprinz Kai-Uwe Otto brachte Spendenstrümpfe mit. Die bunten Fußgewänder sind gegen eine Spende von mindestens 11,11 Euro zu haben (beim Prinzen, im Wyndham Hotel Duisburger Hof am Opernplatz und bei der Firma Pape Services an der Max-Peters-Straße 13). Das Geld geht in den Topf für die „Jecken Kids“. Mit dem Projekt will Otto es behinderten und benachteiligten Kindern aus Duisburg ermöglichen, am Rosenmontagszug teilzunehmen.

Über eine Spende von 1111 Euro durfte sich auch die Kinder- und Jugend-Hilfsorganisation „Immersatt“ freuen. Joachim Loosen von der Stadtgarde und Uwe Ceglecki von der KG Grün-Rot Neudorf übergaben den Scheck. Das Geld war im Sommer im Rahmen der ersten „Karnevalsolympiade“ gesammelt worden.

>> Duisburger Narren spenden 4444 Euro an Flutopfer

  • Und noch ein großes Beispiel karnevalistischer Solidarität konnte gefeiert werden. Michael Jansen, Präsident des Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK), und Kai-Uwe Otto übergaben einen Scheck im Wert von 4444 Euro.
  • Jansen hatte zufällig vor wenigen Tagen bei einem Besuch des WDR-Studios Duisburg von der Spendenwanderung des Xantener Karnevalisten Ralf Hußmann zugunsten der Geschädigten der Flutkatastrophe im Ahrtal erfahren und sagte live spontan 1000 Euro vom HDK zu
  • Dank der Beteiligung mehrerer Duisburger Karnevalsgesellschaften und einiger Freunde des HDK wuchs die Summe rasant. Ralf Hußmann fand fast keine Worte für so viel jecke Großherzigkeit.